Ein traditionsreicher Berner Fussballclub gerät in die Schlagzeilen. Grund ist die gleichzeitige Entlassung von Stadion- und Sportchef: Entschieden hat das der Verwaltungsrat (fast sicher in Absprache mit den Besitzern), weil in den vergangenen Jahren weder die sportlichen noch die wirtschaftlichen Ziele erreicht wurden. Soweit nachvollziehbar.
Seltsam ist nur, dass der Entscheid Anfang der Saison gefällt wird (der Berner Fussballclub spielt europäisch) und nur von einem dürren Communiqué begleitet wird. Dieses beschränkt sich auf wenige Fakten und eine beschönigende Formel, die man aus ähnlich gelagerten Fällen bestens kennt: «Die Trennung erfolgt im gegenseitigen Einvernehmen.»
Jeder Mensch, der das liest, weiss sofort: Das ist schöngeredet, sprich gelogen. Man möchte gerne die Hintergründe kennen, doch der Verwaltungsrat ist abgetaucht und für Fragen nicht erreichbar.
Ein Auftritt mit Folgen
Als der Druck der Medien zu gross wird, gibt ein Mitglied des Verwaltungsrats doch noch Auskunft. Der Mann redet von wirtschaftlichen Zwängen und davon, dass der Berner Fussballclub dem dominierenden Grossclub aus Basel nie werde das Wasser reichen können. Er sagt dies in schönstem Basler Dialekt und im Stadion des besagten Grossclubs, genauer: vor der Muttenzer Kurve, der Basler Fanzone. Das freut weder die Berner Fans, die mit Herzblut an ihrem Club hängen, noch die Sportjournalisten der Berner Medien, die alle auch ein wenig Fans sind, selbstverständlich mit der gebotenen professionellen Distanz.
Wer Öl in ein schwelendes Feuer giesst, darf sich nicht wundern, wenn daraus ein Grossbrand empörter Fan- und Medienreaktionen wird: Der Verwaltungsrat mit Basler Wurzeln wird zum Feindbild und schliesslich untragbar. Er erklärt seinen sofortigen Rücktritt, der übrig gebliebene Verwaltungsrat dankt für die geleisteten Dienste und wünscht für die Zukunft alles Gute.
Die Reaktion der Medien
Der Schaden ist angerichtet, die Reputation des Berner Fussballclubs am Boden und der Kommunikations-GAU ein Fressen für die nationalen Medien. Von einem „irrlichternden Club“ ist die Rede, von „chaotischer“ Kommunikation und von einem filmreifen BSC Hollywood.
Learnings
Wer jetzt denkt, professionelle Kommunikation sollte selbstverständlich nach anerkannten Regeln der Public Relations funktionieren, darf hier nicht weiterlesen. Für den Fussball, bekanntermassen eine Herzensangelegenheit, gelten andere Regeln: In diesem millionenschweren Umfeld, so scheint es, kommuniziert man gerne aus dem Bauch heraus. Das zieht gewisse Risiken nach sich – aber birgt nicht jedes Spiel die Gefahr einer vernichtenden Niederlage?
Die goldenen Regeln für einen garantierten Kommunikations-GAU lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Eine Auswahl von hilfreichen Links:
Fernsehen SRF, «Wir haben uns ins mediale Offside gestellt», 19.9.2016:
http://www.srf.ch/sport/fussball/super-league/andy-rihs-wir-haben-uns-ins-mediale-offside-gestellt
Der Bund, «Solch ein Kommunikations-GAU darf nie mehr vorkommen», 19.9.2016:
http://www.derbund.ch/style/YBKrise-Jetzt-sprechen-die-RihsBrueder/story/13511179
NZZ, «Gefangen im eigenen YB-Reich», 19.9.2016:
http://www.nzz.ch/sport/skurriler-auftritt-des-klubbesitzers-andy-rihs-gefangen-im-eigenen-yb-reich-ld.117581
Blick, «Jetzt sind die Rihs-Brüder gefragt», 19.9.2016: http://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/das-meint-blick-zum-yb-chaos-jetzt-sind-die-rihs-brueder-gefragt-id5505577.html
NZZ, «Zurück an den Start», 16.9.2016:
http://www.nzz.ch/sport/yb-auch-siegenthaler-muss-yb-offenbar-verlassen-ld.117155
Der Bund, Gefangen in der Hilflosigkeit, 14.9.2016:
http://www.derbund.ch/sport/fussball/young-boys-trennen-sich-von-fredy-bickel/story/14074287