Mehrere Faktoren spielen zusammen, um einen stetig zunehmenden globalen Trend Richtung Smart Cities zu schaffen. Dabei gibt es sowohl fördernde als auch hemmende Faktoren, die bei einer strategischen Planung und durchdachten Stadt-entwicklung zu beachten sind.
Städte bieten viele Vorteile: Bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, einen einfachen Zugang zu Gesundheitsleistungen und Bildung sowie ein reichhaltiges Angebot an Unterhaltung, Kultur und Kunst. Infolgedessen ziehen mehr Menschen als je zuvor in die Städte. Einer Prognose des Zentrums für menschliche Siedlungen der Vereinten Nationen (UN-HABITAT) zufolge steigt die Stadtbevölkerung allein bis 2050 um etwa 60%, was bedeutet, dass künftig zwei von drei Menschen ihren Wohnsitz im städtischen Raum haben. Darauf stellt sich die Städteplanung weltweit ein und richtet ihre Energiestrategie auf einen steigenden Bedarf und mehr Energieeffizienz aus. Insofern bildet Smart City einen globalen Trend ab.
Städte verbrauchen zwei Drittel der weltweiten Energie, gleichzeitig verursachen sie drei Viertel der weltweiten CO2-Emissionen. Wenn wir den Klimawandel in den Griff bekommen wollen, muss die Trendumkehr in Städten in besonderem Masse Platz greifen.
Viele Regionen und Städte setzen sich ambitionierte Klima- und Umweltziele. Diese Ziele lassen sich nur unter Nutzung smarter Technologien erreichen. Hier besteht grosses Potenzial, da diese mit modernster Kommunikationstechnologie ausgerüstet sind. Ein anschauliches Beispiel liefern intelligente Stromnetze und –zähler. Die sogenannten Smart Grids bzw. Smart Metering erkennen Schwankungen bei der Energieproduktion, wie sie besonders bei erneuerbarer Energie vorkommen. Zum Beispiel die witterungsabhängige Wind- oder Sonnenenergie. Intelligente Zähler erkennen produktionsstarke Tage: Bei strahlender Oktobersonne sendet der Smart Grid ein Signal aus, den Zwischenspeicher einer Solaranlage einzuschalten und fängt so die Überproduktion auf. Solche Geräte können auch Privatpersonen oder Firmen nützlich sein. Sie können ihren Stromverbrauch genau analysieren und gegebenenfalls anpassen. Dann werden nebst der auffälligen Kühltruhe im Keller plötzlich auch unerkannte «Stromfresser» demaskiert.
Es gibt eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten, um den CO2-Ausstoss sowie den Energieverbrauch zu minimieren. Erneuerbare Energien an sich, die Vernetzung mittels Glasfaser oder Power Area Networks (LoRa) sowie alternative Mobilitätskonzepte, welche die Elektromobilität fördern. Smarte Städte sind besser in der Lage, zur Senkung der CO2 Emissionen beizutragen und eine Anpassung an den Klimawandel zu schaffen.
In diesem Zusammenhang schaffen der rasche technologische Wandel und die Fortschritte bei Energieeffizienz und Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen einen Anreiz, diese «smart», also in einer klugen Kombination vielfältiger Massnahmeninzusetzen. Fortschritte in intelligenten Gebäudemanagementsystemen, das Internet der Dinge und verwandten Technologienehören zu den Treibern für smarte Städte.
Stadtinfrastrukturen sind in ihrem traditionellen Design nicht ausreichend auf die Möglichkeiten moderner und dezentraler Energieerzeugung und -nutzung eingestellt. Es ergibt sich daraus ein entsprechend hoher Umgestaltungsbedarf bei der Städte- und Siedlungsplanung, um die vorhandenen technologischen Möglichkeiten in vollem Umfang für eine nachhaltige Stadt zu nutzen. Soweit diese Strukturen betroffen sind, lässt sich diese Neuorientierung am besten durch Massnahmen erreichen, welche unter die Begriffe «Good Governance» und «Stakeholder Participation» zusammengefasst werden können: In einer Weiterentwicklung der abteilungsorientierten Stadtverwaltung wird von Experten ein vernetztes und abteilungsübergreifendes Planen und Agieren ebenso gefordert wie der Einbezug der Bevölkerung, die von den Massnahmen betroffen ist.
Zwischen den urbanen Räumen entwickelt sich ein zunehmender Wettbewerb. Dieser betrifft Investitionen, Arbeitsplätze, Unternehmen und gut qualifizierte Arbeitskräfte, zusammengefasst alle Faktoren, die den wirtschaftlichen Erfolg langfristig absichern. In zunehmendem Masse lassen sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen die Lebensqualität und einen «Technologiequotienten» einer Stadt in die Bewertung der Standortqualität für das private und berufliche Leben einfliessen.
Die Städte und Gemeinden stehen vor erheblichen Herausforderungen - zunehmende Bevölkerungszahlen, Umwelt- und Regulierungsanforderungen, mancherorts auch sinkende Steuereinkünfte und erhöhte Kosten. Hinzu kommen Probleme in der Umweltsituation, Raumordnungsfragen wie das Eindämmen der Zersiedelung, Schaffung neuen Wohnraums und das Ausbalancieren von Arbeitsangebot – und nachfrage.
Trotz vieler Faktoren, die als Treiber in Richtung Smart City wirken, gibt es auch einige Hürden zu meistern. Folgende Aspekte wirken auf den Smart City Prozess hemmend:
Das Management von Städten ist teils aus politischen Gründen oder finanziellen Zwängen von einer gewissen Kurzfristigkeit geprägt. Diese Hürde für eine langfristige Entwicklungsperspektive wird noch verstärkt, indem einzelne Abteilungen zu wenig miteinander interagieren.
Dies beeinflusst die Wahrnehmung von aussen: Viele kommunale Projekte stehen unter dem primären Fokus einer einzelnen Abteilung. Dies verursacht eine Verinselung der kommunalen Verwaltung. Im Smart City- Kontext geht es nicht darum, die Zuständigkeiten von Fachleuten zu verwischen oder infrage zu stellen. Ihr Planen und Agieren muss jedoch verstärkt in einen abteilungsübergreifenden strategischen Rahmen eingebunden werden. Die Verinselung der Verwaltung kann zu einer unnötigen Erhöhung von Ausgaben führen und Prozesse verlangsamen. Eine übergeordnete gemeinsame Strategie gewinnt durch die bessere Nutzung und den Austausch wichtiger Daten und effizientere Prozesse.
Daher sind eine systemische Sichtweise und ein integrierter, abteilungsübergreifender strategischer Rahmen ein Wesensmerkmal und Grundpfeiler einer Smart City.
Für einen erfolgreichen Smart City-Prozess ist es wichtig, dass die Menschen verstehen, was eine smarte Stadt ist und vor allem, wie die Bürgerinnen und Bürger selber von ihr profitieren. Wenn Stakeholder den langfristigen Zuwachs an Lebensqualität kennen und ihn mit persönlichen positiven Erfahrungen verbinden, wandeln sie sich zu Befürwortern und Treibern von Smart Cities. Partizipationsprozesse sind daher unabdingbar für ein erfolgreiches Smart City-Projekt. Betroffenen Stakeholdern ist vielerorts zu wenig bekannt, welche Möglichkeiten ihnen eine smarte Stadt bietet. Lückenhafte Kommunikation sowie die fehlende Einbindung von Stakeholdern ist eine nicht zu unterschätzende Hürde bei einem Smart City-Prozess.
So hat eine Studie, die 150 europäische Smart City-Projekte evaluierte, ergeben, dass die wesentlichen Faktoren für den Erfolg eines Smart City-Projektes die Kooperation unter den Stakeholdern, Partizipation und eine aktive Kommunikation und Bewusstseinsbildung sind.[1]
In den untersuchten Projekten der Studie benennt der Autor die Unsicherheit in der Anwendung neuer Technologien und die Kommunikation zwischen den Projektbetreibern und der Öffentlichkeit als grösste Erfolgsrisiken. Der menschenbezogene Faktor, also der Rückhalt in der Bevölkerung, wirkte sich wesentlich stärker auf den Erfolg aus als technische Herausforderungen.
Abhilfe kann hier die Formulierung einer Smart City-Rahmenstrategie, schaffen. Als Smart City- Rahmenstrategie bezeichnet man eine langfristige Roadmap, in der wichtige strategische Ziele des kommunalen Agierens zusammengefasst sind. Die einzelnen Aktivitäten der Stadt finden sich in diesem übersichtlichen strategischen Rahmen wieder.
«Eine Smart City schafft es, Wachstum bei sinkendem Ressourcenverbrauch zu erreichen. Die Smart City Wien achtet darüber hinaus auf ein hohes Mass an sozialem Zusammenhalt und Lebensqualität. Die gelingt durch Innovationen in allen städtischen Lebensbereichen. Mit der Erarbeitung der Smart City-Rahmenstrategie ist es gelungen, alle städtischen Aktivitäten und Dienste in die Realisierung dieser Vision einzubinden.»
Architektin Ina Homeier[2], Stadt Wien; Stadtentwicklung und Stadtplanung.
[1] Pezzutto p. 51 «Smart City Projects Implementation in Europe: Assessment of Barriers and Drivers», in International Journal of Contemporary ENERGY, Vol. 2, No. 2 (2016), pp 46-55; Simon Pezzutto, Reza Fazeli, Matteo De Felice
[2] https://www.edx.org/bio/ina-homeier
Bildquelle Titelbild: smartcityinitiative.com