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Gesundheitswesen: Vom Mythos der Kosteneinsparung durch Digitalisierung

Geschrieben von Lukas Zemp | 08. März 2017 | 17:00

Wer träumt nicht von ewiger Jugend und Attraktivität bis ins hohe Alter. Der Weg dazu ist jedoch steinig. Neben verschiedenen äusseren Faktoren tragen ein gesunder Lebensstil sowie ein langer Atem wesentlich zur ehrgeizigen Gesundheitsvision bei. Die folgenden Grundsatzüberlegungen und Tipps liefern mögliche Antworten auf drängende Fragen rund um die eigene Gesundheit und das Schweizer Gesundheitswesen.

Besser und günstiger dank Digitalisierung?

Das heutige Gesundheitswesen sieht sich häufig mit der Frage konfrontiert, wie zusätzliche Kosten eingespart werden können. Die fortschreitende Digitalisierung gilt als möglicher Lösungsansatz: Durch gezielte Datenerhebung und -analysen sollen die Prävention, Früherkennung sowie Behandlung von Krankheiten grundlegend verbessert werden. Als Belohnung winken Prämienrabatte für die Versicherten von den Krankenkassen. Ob damit die Gesundheit jedes Einzelnen oder die Kosten im Gesundheitswesen wesentlich verringert werden können, scheint eher fraglich. In einem durchregulierten und auf Umverteilung basierenden Gesundheitssystem wird die medizinische Behandlung zwar war schneller und einfacher, aber nicht zwingender kostengünstiger. Wer sucht, der findet bekanntlich auch – zusätzlich entdeckte Krankheitssymptome könnten das Portemonnaie des durchschnittlichen Schweizer Versicherten nochmals deutlich strapazieren. Wie die gemäss einer Studie zum Schweizer Krankenversicherungsmarkt absehbare Verdoppelung der Krankenkassenprämien bis 2030 dadurch zu verhindern wäre, ist mehr als fraglich.

Zauberformel Gesundheitsprävention

Als möglicher Ausweg aus dem Dilemma bietet sich gemäss den Verfassern der Studie die Gesundheitsprävention an, an der sich auch die Krankenkassenkassenversicherer beteiligen können. Über verschiedene moderne Technologien sollen Kunden dazu gebracht werden, persönliche Daten an ihre Versicherung abzutreten. Im Gegenzug erhalten sie Prämienrabatte. Vorausgesetzt wird, dass Kunden verschiedene gesundheitsrelevante Vorgaben einhalten. Stimmen die Anreize, sollen die Schweizer Versicherten gemäss einer Umfrage bereit sein, ihre Daten mit den Krankenversicherern zu teilen.

Fragt sich nur, zu welchem Preis? Die systematisierte Übermittlung persönlicher Informationen ist vor allem aus datenschutzrechtlichen Gründen bedenklich. Zudem ist fraglich, wie gut die häufig als Bevormundung wahrgenommene Gesundheitsprävention in einer aufgeklärten und schnelllebigen Gesellschaft überhaupt akzeptiert und umgesetzt wird.

Tipps für mehr Gesundheit und Wohlbefinden

Die Gesundheitskosten werden sich bei den heutigen politischen Rahmenbedingungen weder durch Digitalisierung noch durch Gesundheitsprävention wirklich eindämmen lassen. Mit gezielten Massnahmen kann das Gesundheitswesen und die Einhaltung der Gesundheit von allen nachhaltig zum Guten beeinflusst werden. Was dazu nötig ist, sind Zeit und Ausdauer:

 

Strukturelle Vorschläge

  • Förderung und Ausbaus eine umfassenden Managed Care-Ansatzes für das Schweizer Gesundheitswesen
  • Schaffung und Implementierung attraktiver Anreize für Kunden und Leistungserbringer
  • Partnerschaftlicher Einbezug aller im Gesundheitswesen beteiligten Schlüsselpersonen und Institutionen
  • Eine klare Kommunikation über die zu erwartenden Vor- und Nachteile von Entwicklungen und Trends gegenüber Kunden von Gesundheitsleistungen
  • Stärkere Fokussierung der Leistungserbringer auf die Gesundheit des Einzelnen und weniger auf den zu erwartenden eigenen Nutzen und Profit
  • Eine deutlichere Ausrichtung auf das WHO-Gesundheitsverständnis: «Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.» (Definition Gesundheit: Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1946/48)

Persönliche Vorschläge

  • Folgen Sie nicht jedem Gesundheitstrend, der sich Ihnen anbietet. Oft hält er nicht das, was er verspricht. Zudem fehlt der medizinische Wirkungsnachweis
  • Vergessen Sie bei einer gesunden Lebenshaltung nicht den Genuss: Sport, Bewegung und Ernährung sind wichtiger für Ihre Gesundheit als Strafe und Selbstkasteiung
  • Gesundheit und ein langes Leben hängen auch von einer guten Work-Life-Balance ab. Nehmen Sie sich Zeit für sich und Ihre Familie, Angehörigen und Freunde
  • Manchmal ist weniger mehr. Dies gilt auch für den Gesundheitsbereich und die Medizin. Holen Sie sich bei Bedarf eine Zweitmeinung ein
  • Fitness ist keine Droge, sondern Mittel zum Zweck für ganzheitliche Gesundheit
  • Legen Sie ab und zu eine persönliche Standortbestimmung ein, um die «Spreu vom Weizen» zu trennen. Oder weniger philosophisch ausgedrückt: Holen Sie bewusst Atem vor einer neuen Herausforderung und misstrauen Sie dogmatischen Heilsversprechen

Bildquelle: Shutterstock