Für eine Smart City gibt es kein Standardmodell. Während sich Praktiker an Modellen wie dem «Smart City Wheel» orientieren, ist es deutlich schwieriger, die vielschichtige Idee einer Smart City an die breite Öffentlichkeit zu tragen. Wir stellen drei Instrumente vor, welche die Transformation zur Smart City begleiten und eine nachvollziehbare und klare Kommunikation mit den Stakeholdern erleichtern.
Unter Smart Cities versteht man Städte und Gemeinden, welche die Zukunft aktiv gestalten und nachhaltiges Handeln, mehr Lebensqualität und Mitwirkung der Bevölkerung anstreben. Sie stellen ökologische Ziele wie Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung ins Zentrum und fördern Innovation und Partizipation. Eine einheitliche Definition von Smart Cities gibt es nicht. Das stellt Smart-City-Verantwortliche vor eine Herausforderung, wenn sie das Konzept einer Smart City an Bürgerinnen und Bürger ihrer Gemeinde herantragen wollen. Daher ist es wichtig, bereits früh grundlegende Fragen zu den Zielen, zur Strategie und zur Kommunikation zu klären:
Zur Beantwortung dieser Fragen stehen den Smart-City-Verantwortlichen verschiedene Hilfsmittel und Instrumente zur Verfügung. Diese begleiten und unterstützen den Prozess, die Ausgestaltung der nächsten Schritte, die Kommunikation mit den Stakeholdern sowie die Realisierung der intelligenten Stadt.
Das Smart City Wheel wurde vom Stadt- und Klimawissenschaftler Boyd Cohen entwickelt. Es dient Smart Cities rund um den Globus als Orientierungshilfe und fasst sechs zentrale Bereiche zusammen, welche eine Smart City zum Leben erwecken: Smart Mobility, Smart People, Smart Economy, Smart Environment, Smart Government und Smart Living. Jedem dieser Themen sind drei Handlungsfelder zugeordnet, welche bei der Planung und Priorisierung von Smart-City-Projekten als Leitfaden helfen.
Um «smart» zu sein, muss eine Stadt oder Gemeinde längst nicht alle sechs Themenbereiche des Smart City Wheels umsetzen. Im Rahmen eines partizipativen Prozesses bestimmt sie, welche Dimensionen des Smart City Wheels für die Stadtverwaltung und ihre Bewohner Priorität geniessen. So lassen sich passende Massnahmen dort, wo die Probleme am drängendsten sind, ausarbeiten.
Das Smart City Wheel ist als Orientierungshilfe in konkreten Mitwirkungsprojekten und Strategie-Workshops der Stadtverwaltung einzusetzen. Bei der externen Kommunikation mit der breiten Bevölkerung ist es wichtig, die Ziele und den Smart-City-Kontext klar zu vermitteln. Ansonsten können sich Bürgerinnen und Bürger durch die Fülle an Informationen und die geplanten Massnahmen rasch überfordert fühlen.
Bürgerpartizipation ist ein zentrales Element in jeder Smart-City-Strategie: Auf dem Weg zur Smart City soll die Bevölkerung eine aktive Rolle einnehmen und mitentscheiden. Durch den Einbezug möglichst aller Bevölkerungsgruppen lassen sich Entscheide, Projekte und Handlungen besser legitimieren. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich ernst genommen, ihr Engagement in künftigen Projekten steigt.
Trotzdem bleibt es eine Herausforderung, die Bevölkerung zur Mitarbeit zu motivieren und in Stadtentwicklungsprozesse einzubinden. Ein Instrument, das hier unterstützen kann, ist der «Smart-Community-Dialog». In einer Art Fragebogen ebnet er auf eine einfache und spielerische Weise den Zugang zur Smart-City-Thematik und ermöglicht damit die Teilnahme aller interessierten Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von Bildung, Alter, Herkunft oder Beruf. Der Smart-Community-Dialog bedient sich der sogenannten «Backcasting-Technik», bei welcher die Teilnehmenden nicht wie gewöhnlich aus der Gegenwart in die Zukunft blicken, sondern sie betrachten umgekehrt die Gegenwart aus einer künftigen Perspektive. Das Einnehmen der fiktiven Zukunftsposition erlaubt es ihnen, mögliche Massnahmen zu bewerten und ihre persönlichen Prioritäten besser zu beurteilen. Der Smart-Community-Dialog lässt sich an die Situation in der entsprechenden Gemeinde anpassen. So führt er zu einer besseren Identifikation sowie zu mehr Engagement.
Auch die Stadt Wil (St. Gallen) hat sich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, eine smarte Community zu werden. Wichtig für eine breit akzeptierte Smart-City-Strategie war der Einbezug der Bevölkerung. So wurde bereits früh im Prozess ein Smart-Community-Dialog durchgeführt, um die Prioritäten der Bevölkerung in Bezug auf Smart-City-Themen abzufragen. consign hat diesen Dialog für die Stadt Wil entwickelt und erfolgreich moderiert.
Im Backcasting versetzten sich die Befragten in die «Smart City Wil» der Zukunft. Die zu Grunde liegende Annahme: Im Jahr 2050 ist die Smart City Wil als nachhaltige Stadt mit hoher Lebensqualität und umfassenden Innovationen bereits verwirklicht. Die teilnehmenden Wilerinnen und Wiler beurteilten in getrennten Sitzungen, wie das gelingen konnte und welche Faktoren dazu beigetragen haben. Anhand des Smart-City-Wheels gaben sie anschliessend an, welche Dimensionen für sie erste, zweite, dritte oder untergeordnete Priorität hatten.
Der Smart-Community-Dialog in Wil hat gezeigt, dass es den Menschen dank der emotionalen und spielerischen Methode des Backcastings einfacher fiel, ihre Visionen zu sortieren sich die Smart City der Zukunft vorzustellen. Die innovative Vorgehensweise wurde im Rahmen der CEBIT 2018 mit einem zweiten Platz gewürdigt. Das Beispiel Wil hat weiter gezeigt, dass der Smart-Community-Dialog allen Bürgerinnen und Bürgern eine faire Möglichkeit zur Mitwirkung bot: Dank des Fragebogens liessen sich die Prioritäten der Bürger feststellen und die Politik konnte ihre Aktivitäten daran ausrichten sowie konkrete Umsetzungsmassnahmen an die Hand nehmen.
Die Kommunikation der Fortschritte, Teilerfolge und Erfolge auf dem Weg zur Smart City ist wichtig, um weitere Projekte zu legitimieren und der Bevölkerung zu zeigen, dass ihr Engagement Früchte trägt. Zudem erleichtert sie künftige Partizipationsprozesse. Doch wie lässt sich die Transformation zu einer Smart City messen?
Der Smart-City-Check bietet hierfür ein passendes Instrument. Er eignet sich, um den Entwicklungsstand einer Stadt in Bezug auf Smart City sichtbar zu machen und die Handlungsfelder des Smart-City-Wheels durch konkrete Projekte in die Praxis zu übertragen. Entwickelt im Jahr 2021 durch den Verein «Smart Community» und die gemeinnützige «novatantis GmbH», bietet der Smart-City-Check Städten und Gemeinden die Möglichkeit, ein klares Bild über ihren aktuellen Entwicklungsstand zu erhalten.
Durch eine periodische Evaluation mit dem Smart-City-Check ist es weiter möglich, Fortschritte in Bezug auf die gewählte Smart-City-Strategie festzuhalten. Damit bietet der Smart-City-Check Chancen auch auf der kommunikativen Ebene: Er ermöglicht es, den Stakeholdern klare Aussagen zu den angestrebten und erreichten Meilensteinen zu vermitteln und weitere Massnahmen zu begründen.
Smart Cities haben besondere kommunikative Herausforderungen: Sie müssen ihre Ziele und Strategien transparent darlegen und ihre Bürgerinnen und Bürger einbeziehen. Die vorgestellten Instrumente helfen Smart-City-Verantwortlichen dabei, drei grundlegende Fragen auf dem Weg zur Smart City zu beantworten. Und sie legen die Basis für eine zielführende Kommunikation mit den Stakeholdern. Das Kommunikationskonzept sollte ein zentraler Teil jeder Smart-City-Strategie sein, denn Information, Sensibilisierung und Einbindung von Beteiligten spielt in der Smart City eine wichtige Rolle. Ein lebendiger Dialog und gut strukturierte Kommunikationsmassnahmen sind die Grundlage, um alle Stakeholder langfristig für die Mitgestaltung ihrer Smart City zu motivieren.
Um die optimale Kommunikation während der Transformation zur Smart City sicherzustellen, kann es sich für Städte und Gemeinden lohnen, sich professionell begleiten zu lassen. Eine Kommunikationsagentur mit Erfahrung in Partizipationsprozessen und einem hohen Fachwissen im Bereich Smart Cities unterstützt Städte und Gemeinden dabei, den komplexen Fachbereich in eine verständliche Sprache zu übersetzen und nach innen und aussen erfolgreich zu kommunizieren. Dabei ist es nicht nur wichtig, die jeweiligen Rahmenbedingungen zu beachten, sondern auch auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und anderer Stakeholdergruppen einzugehen. Dank der Unterstützung durch externe Kommunikationsexperten können sich die Behörden voll und ganz auf die Umsetzung der geplanten Massnahmen fokussieren und die Bevölkerung wird durch diese sinnvolle Arbeitsteilung bestmöglich in den Prozess einbezogen und informiert.
Bildquelle: www.smartcitiesworld.net