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Kostendruck im Gesundheitswesen

Sparen wir uns zu Tode? Auswege aus dem Kostendruck im Gesundheitswesen

Jeden Herbst rauscht die immer gleiche Empörung durch Schweizer Stuben und Medien: Einmal mehr sind die Krankenkassenprämien erhöht worden und stellen für immer grössere  Teile der Bevölkerung eine finanzielle Belastung dar. Wie in solchen Situationen üblich folgen auf den spürbaren Kostendruck im Gesundheitswesen mantramässig angekündigte Massnahmen zur Senkung der steigenden Kosten: Sie greifen häufig leider entweder überhaupt nicht oder werden mangels Geduld und Ausdauer zumeist schnell wieder verworfen. Das Schweizer Gesundheitswesen aber hat in den letzten dreissig Jahren bewiesen, dass es beweglicher, lernfähiger und innovativer ist, als es auf den ersten Blick  zu sein scheint. Geben wir ihm eine Chance, sein Potenzial in Richtung Kostenreduktion im Gesundheitswesen mit entsprechenden Reformen auszuschöpfen.

Und es bewegt sich doch - das Schweizer Gesundheitswesen

In den letzten drei Dekaden hat sich das Gesundheitswesen in der Schweiz Richtung zunehmender Ökonomisierung verändert: Das zeitigt Folgen: Von rund tausend Krankenkassen der 1960er Jahre sind noch rund 50 übrig. Diese haben sich von ehrenamtlich geprägten Institutionen zu professionell geführten Unternehmen entwickelt. Ein ähnlicher Prozess zeichnet sich im Spitalbereich ab: Die Zahl der kleineren Einrichtungen der Grundversorgung ist zwischen 1988 und 2014 von 166 auf 69 gesunken, während die Zahl der Zentrumsspitäler von 26 auf 39 anstieg.1)

Sie alle sind einem zunehmend härteren Wettbewerb um Ressourcen und Kunden ausgesetzt. Mögliche Antworten darauf sind neuartige Tarifstrukturen wie Swiss DRG und TARMED, die systematische Vergleiche zwischen den beteiligten Leistungserbringern erlauben. Oder öffentlich-rechtliche Spitäler und Kleinpraxen positionieren sich vermehrt als Aktiengesellschaften oder selbständige, öffentliche Anstalten.

Ganz zu schweigen von der Dichte und der Qualität des medizinischen Angebots in der Schweiz, das weltweit zu einem der besten gehört. Dies alles aber hat seinen Preis: Können wir uns dies auf die Dauer leisten? Und zwar für alle?

Rationierung im Gesundheitswesen - Mogelpackung und Königsweg?

Der Weg zur Zweiklassengesellschaft im medizinischen Bereich ist auch in der Schweiz mit Rationierungsüberlegungen gepflastert. Was auf den ersten Blick ökonomisch nachvollziehbar und vernünftig erscheint, erweist sich auf den zweiten als unmenschlich, unsolidarisch und sowohl politisch wie auch gesellschaftlich nicht umsetzbar.  

Alternativen, wie man den Kostendruck im Gesundheitswesen reduzieren könnte, gibt es einige:

  • Mehr Qualität und Effizienz durch professionelles Management im Gesundheitswesen: rund 20 Prozent der medizinischen Leistungen könnten auch in der Schweiz eingespart werden: Dies ergibt je nach Schätzung zwischen fünf bis sechs Milliarden Franken pro Jahr. Gezielte Massnahmen wie die «Smarter Medicine»-Kampagne der Schweizer Allgemeininternisten weisen eine mögliche Stossrichtung
  • Bessere Transparenz und offene Kommunikation zwischen den verschiedenen Leistungserbringern mit Fokus auf mehr Qualität und Patientenwohl
  • Vertiefte Interprofessionalität und Interdisziplinarität bei den verschiedenen Gesundheitsakteuren, damit im Rahmen der Versorgungskette klare Aufgaben und Rollen festgelegt, Schnittstellen sowie von kostspieligen und problematischen Missverständnissen auf Kosten der Kunden reduziert werden
  • Mut zu sozial verträglicherem Handeln auch im Gesundheitsumfeld
  • Themenfokussierte Aus- und Weiterbildung im Bereich Kommunikation, Ökonomie und Ethik bei medizinischen Leistungserbringern
  • Echte und umfassende Anreizsysteme für alle Beteiligten, die nicht zulasten der Allgemeinheit oder der Kunden gehen, und die auch in Zukunft noch finanzierbar sind
  • Verstärkung der Digitalisierung im medizinischen Umfeld mit Fokus auf mehr Qualität, Transparenz und Effizienz in Sinne eines partnerschaftlichen Managed Care-Ansatzes

 

Weiterführende Literatur:

1) P. Streckeisen. 35 Jahre Sparpolitik im Gesundheitswesen. Schweizerische Ärztezeitung. 2017, 98 (11):350–352

 

 

 

Bildquelle: Shutterstock

Autor: Lukas Zemp | 23. März 2017 | 17:00
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